9 Schritte zum erfolgreichen Reparieren

Nun wird es praktisch! Im Buch „Die Kultur der Reparatur“ von Wolfgang M. Heckl gibt es einen 9-Punkte-Plan, um erfolgreich reparieren zu lernen:

Ein Set vieler verschiedener Werkzeuge

  1. In ein Repair-Café gehen (habe ich noch nicht ausprobiert)
  2. Anschauen, was dort gemacht und angeboten wird und sich Ideen und Anregungen holen, was man handwerklich alles so machen kann. Den Spaß erleben, wenn man mit anderen zusammen tüftelt und bastelt (die Freude, zusammen zu tüfteln und basteln kenne ich gut, aber die Anregungen eines Repair-Cafés habe ich mir noch nicht geholt)
  3. Sorgfältig das erste Projekt wählen: nicht gerade mit einem schwierigen Elektrogerät starten, sondern mit etwas, bei dem es nicht so schlimm ist, wenn die Reparatur schief geht. Ein wackelndes Stuhlbein, eine Kaffeetasse mit abgebrochenem Henkel, einen Pullover mit Mottenlöcher (vernünftige Idee, finde ich)
  4. Auf Youtube schauen, ob es dort ein Video für das eigene Projekt gibt. Es gibt dort sehr viele Reparaturanleitungen (kann ich bestätigen, mein Sohn hat mit Internet-Tutorials sogar Hip-Hop tanzen gelernt)
  5. Einen Platz schaffen, an dem man ungestört und ruhig arbeiten kann. Gut beleuchten, ausreichend Arbeitsfläche schaffen, wo man idealerweise auch ein Zwischenergebnis liegen lassen kann (wichtig!)Nähzeug
  6. Ausreichend Zeit einplanen (das könnte schon eher scheitern bei meinem Fulltime-Job und allem, was sonst noch läuft. Es fällt mir schwer, mir Zeit freizuschaufeln)
  7. Prüfen, welche Werkzeuge und Materialien man braucht. Alles griffbereit hinlegen, bevor man startet. Wenn man ein Youtube Video oder eine Gebrauchsanweisung gefunden hat, die Reparatur im Geiste durchgehen, um sicherzustellen, dass einem nichts fehlt (das mache ich auch so – wobei ich manchmal auch improvisiere. Meist bin ich trotzdem sehr zufrieden mit dem Resultat)
  8. Tagebuch der Reparatur anlegen, das die Fortschritte dokumentiert (dazu wäre ich nicht so motiviert, aber Fotos für meinen Blog machen und danach einen Beitrag schreiben: ja gern!)
  9. Man kann ein Projekt auch mit anderen zusammen angehen, vielleicht mit Nachbarn, guten Freunden. Man könnte einen Reparaturclub gründen, die sich monatlich trifft, jeder bringt mit, was repariert werden muss (darüber muss ich gründlich nachdenken)

Und? Konsumierst Du noch oder reparierst Du schon?

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Zum Buch „Die Kultur der Reparatur“ von Wolfgang M. Heckl schrieb ich bisher folgende Beiträge:
Die Kultur der Reparatur – Einführung
Arbeitsteilige Fertigung vs. Ganzheitlichkeit
Geplante Obsoleszenz – eingebaute Schwachstellen in Geräten
Die großen Hebel für kleine ökologische Fußabdrücke
Irreparables Design – muss das sein?
The world in our hands

Die Kultur der Reparatur

Heute möchte ich Euch von einem Buch berichten, das ich kürzlich gelesen habe. Es heiβt „Die Kultur der Reparatur“ und wurde von Wolfgang M. Heckl verfasst. Ich werde in ein paar Blog-Beiträgen die Aussagen und Informationen zusammenfassen, die mir besonders gut gefallen haben.

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Carl Hanser Verlag München, 2013, ISBN 978-3-446-43678-7

Das „Plädoyer für eine Kultur der Reparatur“ beginnt mit einem Zitat von Wilhelm Busch, „Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen“. Wie wahr! Der Autor beginnt mit der Historie der Repair-Bewegung, deren Mitstreiter die Kleidung auf“pimpen“ und sich in Repair Cafés treffen. Das erste Repair-Café wurde in den Niederlanden gegründet, im Jahre 2009. Eine Journalistin, die sich gegen die Überfluss- und Wegwerfgesellschaft auflehnte, in der niemand mehr richtig fähig ist, Dinge zu reparieren, legte den Grundstein für Cafés, in denen Menschen zusammenkommen, um Dinge zu reparieren. Ehrenamtlich und unentgeltlich. Es folgten holländische Designer, die ein „Repair Manifesto“ verfassten und dazu aufriefen, kein Sklave der Technologie zu sein und sich von der Industrie nicht zum bequemen Konsumenten erziehen zu lassen.

Heckl schreibt, dass er Bildung nicht allein als eine Bildung des Kopfes betrachte. Vielmehr verlaufe das Lernen nur dann optimal, wenn man sich auch praktisch, vor allem manuell, betätige. Weiter lese ich (und das gefällt mir so gut, dass ich es zitiere): „Das Reparieren, sich selbst zu helfen, ist eine sinnstiftende Tätigkeit. Es ist gelebte Nachhaltigkeit, bedeutet die Übernahme von Verantwortung, verbindet mich sinnvoll mit dem, was mich umgibt, und zwingt zum genauen Schauen, Erleben und Entdecken. Die Reparatur fordert mein Verständnis der Funktion von Dingen und damit auch die Wertschätzung gegenüber denen, die sich das Werkstück oder Gerät ausgedacht, die es erfunden und auch hergestellt haben. Des Weiteren gewinnt jeder, der reparieren und/oder etwas herstellen kann, an Autonomie.“

Der nächste kluge Gedanke in seinem Plädoyer der ersten Seiten ist, dass die Kultur der Reparatur auch dazu beitragen kann, die gröβer werdende Lücke zwischen den Generationen zu schlieβen. Hier spricht er einen ganz wichtigen Punkt an: es gibt sehr viel brachliegendes Potenzial in unseren (europäischen, aber nicht nur diesen) Gesellschaften. Wie viele ältere Menschen haben so viel Wissen und Fertigkeiten, die von der Gesellschaft nicht mehr eingefordert und wertgeschätzt werden (ich kann ein Lied davon singen, wie die ältere Generation systematisch bei Firmenumstrukturierungen ausgemustert und in die Frührente geschickt werden)! Dabei wäre das Zusammenführen der Generationen gerade in Zeiten des demographischen Wandels zentral.

Ein weiterer Grund für eine gesunde Kultur der Reparatur: die Endlichkeit der Ressourcen. Darüber muss ich wohl gar nichts schreiben, das wissen wir alle. Nicht erst seit gestern… Spannend fand ich aber diesbezüglich die Überlegung, dass wir in Kreisläufen denken lernen müssen, so wie beim Recycling. Für eine Kreislaufwirtschaft braucht es technologischen Erfindergeist und einen intelligenten Verbraucher, der bereit ist, für langlebigere und reparierbare Produkte einen Aufpreis zu zahlen – eben weil er in Kreisläufen denken kann.

Nach der Lektüre des ersten Kapitels wusste ich: dieses Buch lege ich nicht zur Seite! In meinem nächsten Beitrag gehe ich auf die Ausführungen zum Verlust elementarer Fähigkeiten ein, die einer Kultur der Reparatur im Wege stehen – auch ein spannendes Thema. Damit schlieβe ich für heute und hoffe, dass die ersten Gedanken dieses lesenswerten Buchs Euch genauso gefallen, wie mir! Kommentare dazu? Immer gern!