Bücher aussortieren – schwieriges Thema

Zu Büchern habe ich eine ganz besondere Beziehung. Ich liebe sie einfach! Ihren Geruch, ihre Verarbeitung, ihren Inhalt. Und wenn ich sie gelesen habe, mag ich sie noch mehr. Umso schwerer fällt es mir, das Thema Aussortieren anzugehen. Wegwerfen? Unvorstellbar!

Doch es wurde wirklich nötig… Die Bücherregale platzten aus allen Nähten. Da kam Rettung in der Not. Zunächst mit Marie Kendo’s wunderbarem Buch „Magic cleaning – wie richtiges Aufräumen ihr Leben verändert“. Und dann mit meinem Sohn, der mich beim Verschenken unterstützt.

Doch zunächst zu Marie Kondo: Sie sagt, dass man erstmal ALLE Bücher, die im Haus verteilt sind, in einen Raum bringen soll. Wirklich alle, ohne Ausnahme! Damit man sich der Dimension des Besitzes bewusst wird. Dann soll man jedes Buch in die Hand nehmen (diese physische Handlung ist wichtig für die nachfolgende Aktion) und in gleichen Moment entscheiden: macht mich dieses Buch glücklich? Wenn ja, behalten. Wenn nein, weggeben. Interessant sind ihre Ausführungen zu den Sonderfällen. Im Wesentlichen sollte die Aufgabe, die das Buch erfüllt hat, gewürdigt werden und mit diesem Gefühl der Würdigung kann man sich leichteren Herzens von einem Buch verabschieden, das einen nicht zu 100% glücklich macht.

Kategorie 1: Bücher, die einen glücklich machen (gelesen oder ungelesen), dürfen bleiben. Ihre Aufgabe bleibt weiterhin, dass sie uns glücklich machen.

Kategorie 2: Bücher, die man gelesen hat, die einen aber nicht unbedingt glücklich machen, sollte man weggeben. Sie haben ihre Aufgabe erfüllt, indem sie uns zum Lesen zur Verfügung gestanden haben.

Kategorie 3: Bücher, die wir nur teilweise gelesen haben: ihre Aufgabe ist auch erfüllt, denn sie haben uns gezeigt, dass uns ihr Inhalt nicht gefallen hat. Getrost weggeben.

Kategorie 4: Bücher, die wir nie gelesen haben: Ihre Aufgabe war der schöne Moment in der Buchhandlung, als wir dachten, wir würden das Buch lesen (in einer ruhigen Minute, im Urlaub, im Winter am Kamin mit Kuschelsocken undsoweiter undsofort…). Der befriedigende Moment an der Kasse, als wir es uns zu eigen machten. Der freudige Moment, als sie uns geschenkt wurden. Auch diese Aufgabe hat das Buch dankenswerterweise erfüllt!

Marie Kendo rät ab, in das Buch zu sehen oder gar im Text zu lesen. Man soll einfach nur auf sein Bauchgefühl achten, ob einen das Buch wirklich glücklich macht oder nicht und dann umgehend entscheiden. Und sie empfiehlt auch, sich bei jedem Buch, das auf den Stapel der wegzugebenden Bücher landet, innerlich mit einem wertschätzenden Dank zu verabschieden.

Ich habe es ausprobiert und habe gute Erfahrungen damit gemacht! Allerdings habe ich schon in das eine oder andere Buch geschaut und einige ungelesenen Bücher behalten. Von ungefähr 2/3 meines Buchbestands habe ich mich jedoch getrennt. Darunter auch von Lieblingsbüchern wie meine gesamte portugiesischsprachige Schulliteratur, die nun über 30 Jahre im Regal standen und die ich überall hin mit umgezogen habe. Keinen dieser Klassiker las ich je ein zweites Mal. Obwohl ich an ihnen festhielt, merkte ich beim in die Hand nehmen, dass sie mich nicht wirklich glücklich machen. Ich konnte mich bei ihnen bedanken, dass ich Freude beim Lesen hatte. Ich habe ihnen aber auch gesagt, dass ich auch ohne sie Portugiesisch kann und dass es an der Zeit ist, sie wegzugeben. „Obrigada, queridos livros, adorei vocês, mas agora é hora de me separar de vocês…“

Sehr hilfreich war mein Filius, der bereits über 120 Bücher unter seine Germanistik MitstudentInnen gebracht hat und auch sonst dank Facebook Gratis Buchgruppen viele Bücher erfolgreich verschenkt hat! Er nutzte eine Doodle Funktion dafür. Man kann in dieser Doodle Kategorie jedes Buch nur einmal anwählen, dann ist es gesperrt und wird nur dieser Person gegeben. Es funktioniert nach dem „first come, first serve“ Prinzip.

Getreu meinem Motto „Wirfsnichtweg“ (das einem bei solchen Aufräumaktionen durchaus auch mächtig im Wege stehen kann!) habe ich auf diese Weise eine verträgliche Art des Aussortierens gefunden. Der verbleibende Rest der Bücher geht einerseits an den Buchbasar einer gemeinnützigen Organisation und in die Bücherkiste des Recyclinghofs, bei dem Gebrauchtbuchhändler sich bedienen. Das Buch von Marie Kendo habe ich übrigens auch gebraucht über Amazon gekauft!

 

7 Gedanken zu „Bücher aussortieren – schwieriges Thema

  1. Hallo!

    Ja, das mit den Büchern fällt mir auch sehr schwer. Aber es nutzt nix, und da ich nicht so energisch wie Du bin, habe ich die 7 Tage 7 Bücher Methode für mich entdeckt und halte noch immer daran fest.

    Hier der Link, falls Du den Beitrag damals nicht gelesen hast.

    7 Tage – 7 Bücher

    Das mache ich noch immer und bin voll glücklich damit. Immer wieder entdecke ich Bücher, die weg können und mittlerweile ist der Schrank schon ganz schön locker geworden. Die Bücher sind alle schön sortiert und thematisch geordnet.

    Aber natürlich geht es mir auch so wie Dir, wegwerfen ist keine Option. Meine Bücher sind alle in den Kostnixladen gekommen.

    lg
    Maria

    • Das ist auch ein guter Ansatz, Maria. Wichtig finde ich, dass es für einen funktionieren muss. Nur dann sind es nachhaltige Lösungen, die auch langfristig wirken. Mein Aussortieren war ziemlich radikal… Kostnixläden haben wir hier leider keine, das macht es schwieriger.

  2. Ohja Wift nichts weg beim Aussortieren ist eine echte Herausforderung und es fördert die Kreativität. 🙂 Bei uns gibt es zum Glück enen Bücherschrank und 1 x wö. wandert eine zu verschenken-Box vor die Haustür. Das erfordert zwar Geduld, hat sich aber bewährt. Dazu ist es spannend zu sehen, was jedes Mal verschwindet.

    LG von der Rabin

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